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Digitalisierung
von KMU in NRW

     

Digitalisierungsindex von KMU in NRW

Der Digitalisierungsindex misst den Stand der Digitalisierung auf einer Skala von 0 bis 10, wobei 0 das Minimum darstellt und 10 das Maximum. Die Aussagen aus der Bewertung lassen sich wie folgt zuordnen.

Ein Digitalisierungsstand von

  • B 0 entspricht „vollkommen nicht digitalisiert“1,
  • B 1<3 entspricht der Aussage „eher nicht
  • digitalisiert“,
  • B 3<5 entspricht der Aussage „wenig digitalisiert“,
  • B 5<7 bedeutet „teilweise digitalisiert“,
  • B 7<9 bedeutet „eher digitalisiert“ und
  • B ≥9 bedeutet „stark“ digitalisiert.

1  Die Zuordnung 0 („vollkommen nicht digitalisiert“) wird in den Grafiken nicht aufgeführt, da diese Kategorie nicht vorkommt.

Gesamtindex NRW

Abbildung 6 zeigt den Gesamtindex von allen befragten nordrhein-westfälischen Unternehmen in den Branchen Baugewerbe, Energie / Wasser / Abwasser / Entsorgung, Gastronomie / Hotellerie, Handel, Handwerk, Industrie, Industrienahe Dienstleistungen sowie Sozial- und Gesundheitswesen. Der Gesamtindexwert aller Unternehmen liegt bei 4,48 von 10. Im Vergleich zum Indexwert von 4,17 aus dem Jahr 2020 zeigt sich also ein leicht erhöhter Digitalisierungsgrad2. Der Stand der Digitalisierung ist jedoch insgesamt als „wenig digitalisiert“ anzusehen. Das Diagramm illustriert die Indexwerte für die einzelnen Digitalisierungsbereiche der drei Dimensionen:

  1. Infrastruktur,
  2. Wertschöpfung und
  3. Management, HR und Innovation.

2  Die Aussagefähigkeit des Vergleichs zum Jahr 2020 ist eingeschränkt zu betrachten. Im Jahr 2020 wurden Unternehmen der Größenklasse 0-9 Mitarbeitende nicht berücksichtigt. Da Kleinstunternehmen den geringsten Digitalisierungsstand aufweisen, sind die tatsächlichen Abweichungen an vielen Stellen höher.

Wie Tabelle 4 zeigt, ist die IT-Infrastruktur mit einem Indexwert von 6,15 die nach wie vor am stärksten ausgeprägte Dimension bei allen befragten Unternehmen. Dies verweist darauf, dass die Unternehmen in diesem Digitalisierungsbereich „teilweise“ digitalisiert sind. Vor allem der Wert der IT-Ausstattung und -Struktur ist im Vergleich zum Jahr 2020 (5,14) noch einmal um 0,71 Indexpunkte gestiegen (Indexwert: 5,85), sodass vermutet werden kann, dass im Zuge der Corona-Pandemie noch einmal vermehrt Investitionen in die IT-Ausstattung und -Struktur durch die Unternehmen getätigt wurden. Im Bereich der Datenverarbeitung und -nutzung weisen die Unternehmen im Mittel einen Indexwert von 5,58 auf. Während in der Datenverarbeitung und -nutzung kaum Veränderungen im Vergleich zum Jahr 2020 zu verzeichnen sind, sind in der IT-Sicherheit deutliche Veränderungen zu erkennen. Hier kommen die befragten Unternehmen mittlerweile auf einen Wert von 7,05 (2020: 6,66) und sind damit als „eher digitalisiert“ im Bereich der IT-Sicherheit einzustufen. Dabei ist jedoch zu beachten, dass der hohe Wert vor allem durch eine sehr hohe Selbsteinschätzung zustande kommt. Inwiefern Unternehmen geschützt sind, kann damit nicht beantwortet werden. Detailliertere Studien zu Themen wie Cybercrime oder Wirtschaftsschutz wie z. B. das „Lagebild Wirtschaftsschutz von KMU in NRW (2019)“ 3 , welches bei der gleichen Zielgruppe durchgeführt wurde, lassen hier einen schlechteren Stand erahnen.

 Werning, E. et al. (2019a): Lagebild Wirtschaftsschutz NRW 2019:
https://www.im.nrw/lagebild-wirtschaftsschutz-nrw-2019-1

 

Digitalisierungsindex für KMU in NRW 2022 (gesamt) | Abb. 6
Indexmittelwerte nach Digitalisierungsmerkmalen und -bereichen | Tab. 4

Mit einem Gesamtindexwert von 3,84 ist die Digitalisierung der befragten Unternehmen in der Dimension Wertschöpfung am wenigsten ausgeprägt. Doch auch hier zeigt sich trotz der Tatsache, dass im Jahr 2022 auch Unternehmen mit weniger als zehn Mitarbeitenden in die Studie aufgenommen wurden, eine Erhöhung des Indexwertes um 0,71 Indexpunkte. Eine zunehmende Digitalisierung, wenn auch langsam, ist somit auch in der Wertschöpfungskette der Unternehmen erkennbar. Nach wie vor zeigen sich Einkauf und interne Logistik sowie Marketing & Vertrieb mit Indexwerten von 5,39 und 4,96 als die am stärksten digitalisierten Wertschöpfungsbereiche. Wenig vorhanden sind nach wie vor Industrie 4.0-Technologien (1,53). Digitale Technologien wie etwa Barcodes, Sensoren oder RFID-Chips wie auch Cloudlösungen werden nach wie vor nur in wenigen Unternehmen verwendet, wenngleich auch hier eine Steigerung um 0,51 Indexpunkte im Vergleich zum Jahr 2020 zu erkennen ist. In den Produkten und Leistungen (3,68) sowie auch in der Leistungserstellung (3,64) besteht weiterhin ein eher geringer Digitalisierungsgrad. In allen Bereichen sind mittelständische Unternehmen damit „eher wenig“ digitalisiert. In der Dimension Wertschöpfung manifestiert sich weiterhin der größte Unterstützungsbedarf für KMU in NRW.

Mit einem Gesamtindexwert von 4,02 liegt die Digitalisierung in der Dimension Management, HR und Innovation im unteren Bereich und entspricht damit der Aussage, dass eine Digitalisierungskompetenz „eher wenig“ vorliegt. Bei einer Betrachtung der Ausprägungen in den einzelnen Indikatoren fällt auf, dass der Indexwert für die personelle Zuordnung und Veran twortung (4,63) im Vergleich zum Gesamtindexwert der Dimension (4,02) höhere Werte erreicht als die anderen Indikatoren, jedoch bleibt der Wert im Vergleich zum Jahr 2020 (4,67) nahezu identisch.

Deutlich höhere Werte (+ 1,02 Indexpunkte) im Vergleich zur letzten Erhebung werden beim Indikator Digitale Zusammenarbeit (3,49) erzielt (2020: 2,47). Es ist zu vermuten, dass die Corona-Pandemie hier zu einer zunehmenden Digitalisierung geführt hat. Dennoch zeigt sich auch hier, dass Unternehmen immer noch „wenig digitalisiert“ sind. Dies gilt ebenso für die Indikatoren Strategie (4,02) und die Qualifizierung der Mitarbeitenden (3,93).

Geamtindex nach Branchen

Wie im folgenden Diagramm (Abbildung 8) zu sehen ist, zeichnet sich in Bezug auf die einzelnen Digitalisierungsdimensionen ein ähnliches Muster für alle Branchen ab, das dem des Gesamtindex NRW ähnelt und demonstriert, dass alle Branchen bis auf die Industrienahen Dienstleistungen insgesamt derzeit „eher wenig“
digitalisiert sind. 4

Dennoch lassen sich im Vergleich der Gesamtindizes der einzelnen Branchen vereinzelt signifikante Unterschiede feststellen:

„Teilweise“ digitalisiert ist demnach die Branche Industrienahe Dienstleistungen (5,24). Es folgen Energie/Wasser/Abwasser/Entsorgung (4,78), der Handel (4,77), die Industrie (4,29), das Sozialund Gesundheitswesen (3,83), die Gastronomie/ Hotellerie (3,83) und das Handwerk (3,34). Diese Branchen sind als „eher wenig“ digitalisiert zu bezeichnen.

Diese Verteilungsunterschiede der Digitalisierungsausprägungen zwischen den Branchen spiegeln sich auch in den einzelnen Dimensionen wider.

4  Die Baubranche wird im Folgenden nicht weiter einzeln betrachtet, da hier zu wenige Unternehmen (lediglich sechs) an der Studie teilgenommen haben. Da die meisten Bauunternehmen sich jedoch dem Handwerk zuordnenkann angenommen werden, dass die Aussagen des Handwerks auf die meisten Unternehmen des Baugewerbes zutreffen.

Digitalisierungsindex für KMU in NRW 2022 (Branche) | Abb. 8

In der IT-Infrastruktur kommen die Industrienahen Dienstleistungen auf einen Indexwert von 7,09 und zeigen sich damit „eher“ digitalisiert. Das Handwerk hingegen erreicht nur einen Indexwert von 4,91. In der Wertschöpfung sind alle Branchen noch „eher wenig“ digitalisiert. Auf den höchsten Indexwert kommt die Branche Handel (4,50). Das Handwerk und das Sozial- und Gesundheitswesen erzielen lediglich Werte von 2,95 und 2,92 und sind damit als „eher nicht“ digitalisiert einzustufen. In der Dimension Management, HR und Innovation sind die Branchen Energie/ Wasser/Abwasser/Entsorgung und die Industrienahen Dienstleistungen mit Indexwerten von 4,54 und 5,02 nah beieinander und deutlich vor den anderen Branchen. Der Handel kommt an dritter Stelle auf einen Wert von 3,96. Schusslicht ist das Handwerk mit einem Indexwert von 2,67.

In allen Branchen ist erkennbar, dass die höchsten Indexwerte in der Dimension IT-Infrastruktur erzielt werden. Die meisten Branchen haben die geringsten Indexwerte in der Dimension Wertschöpfung. Lediglich in der Industrie und im Handel liegen sie leicht über den Werten der Dimension Management, HR und Innovation.

Hervorzuheben sind daneben einzelne Ausschläge, die großen Einfluss auf den Gesamtindexwert einer Branche haben:

Insbesondere das Sozial- und Gesundheitswesen (6,95), die Gastronomie/Hotellerie (7,07), die Branche Energie/Wasser/Abwasser/Entsorgung (7,29) und die Industrienahen Dienstleistungen (7,62) kommen durch eher hohe Werte bei der IT-Sicherheit auf ihre hohen Indexwerte in der Dimension IT-Infrastruktur und nehmen hierdurch eine Vorreiterpositionen im Branchenvergleich ein. Im Bereich der Wertschöpfung sind die Branchen Handel (4,50), Industrienahe Dienstleistungen (4,34) und Energie/Wasser/Abwasser/ Entsorgung (3,99) die Vorreiter.

Die Branche Energie/Wasser/Abwasser/Entsorgung ist außerdem vor allem in der Dimension Management, HR und Innovation in den Indikatoren Strategie und Personelle Zuordnung und Verantwortung besser aufgestellt als andere Branchen. Obwohl die Branche mit einem Gesamtindexwert in der Dimension von 4,54 niedriger liegt als die Branche Industrienahe Dienstleistungen (5,02).

Das Handwerk und auch das Sozial- und Gesundheitswesen nutzen, wie die Studie zeigt, so gut wie keine Industrie 4.0-Technologien. Hier werden lediglich Indexwerte von 0,93 bis 1,04 erreicht.

Das Handwerk scheint sich bei der Digitalisierung auf die Themen Digitalisierung von Einkauf und Logistik (4,51) zu konzentrieren. Auch wenn der Wert immer noch gering ist, liegt hier die größte Aktivität. Insgesamt weist das Handwerk die zweitgeringsten Werte (3,91) im Bereich der IT-Ausstattung und -Struktur auf. Es ist dementsprechend auch „eher wenig“ IT-Infrastruktur vorhanden, um weitere Prozesse zu digitalisieren. Ein ähnliches Bild zeigt sich diesbezüglich auch bei der Gastronomie/Hotellerie. In dieser Branche wird das Augenmerk, wenn auch in geringer Ausprägung, „eher“ auf den Indikator Marketing & Vertrieb (5,86) gelegt. Die Digitalisierung von Einkauf und Logistik sowie von Marketing & Vertrieb spielt auch im Handel die größte Rolle, wenn es um Digitalisierung geht. Hier werden Indexwerte von 6,70 und 6,05 erreicht. Wenig Beachtung finden in dieser 27 Branche Industrie 4.0-Technologien (1,93). Dieses Thema hat vor allem auch im Handwerk aktuell noch keine Priorität (Indexwert 0,93).

In der Industrie wird vor allem deutlich, dass die Digitalisierung der Leistungserstellung, d.h. der Produktion, noch „eher wenig“ vorangeschritten ist. Mit einem Indexwert von 3,46 ist von einer geringen Digitalisierung zu sprechen. Dieser Wert erstaunt insofern, da gerade das Thema Industrie 4.0-Technologien im Ursprung der Wortentstehung einen klaren Bezug zur Industrie aufweist. Die Technologien haben jedoch bisher offenbar noch wenig Einzug in die Produktionen mittelständischer Unternehmen gehalten und bedingen dadurch die fehlende Digitalisierung von Prozessen in der Produktion.

Die folgende Tabelle 5 zeigt eine detaillierte Darstellung der mittleren Indexwerte der befragten Branchen in den einzelnen Digitalisierungsmerkmalen:

Indexwerte nach Branche | Tab. 5

Gesamtindex nach Betriebsgröße

Bezüglich der Unternehmensgröße lassen sich Unterschiede in den Gesamtindexwerten feststellen.
Die großen mittelständischen Unternehmen (250 bis 499 Mitarbeitende) sind mit einem Indexwert von 6,65 stärker digitalisiert als mittelgroße Unternehmen (50 bis 249 Mitarbeitende) mit 5,48 und kleine Unternehmen (10 bis 49 Mitarbeitende) mit 5,05. Unternehmen mit bis zu neun Mitarbeitenden haben einen Indexwert von 4,25. Somit gelten Kleinstunternehmen mit weniger als zehn Mitarbeitenden als „eher wenig“ digitalisiert, während kleine, mittelgroße und große Unternehmen „teilweise“ digitalisiert sind. Alle Unternehmensgrößenklassen konnten im Vergleich zu 2020 ihre Indexwerte steigern.5  (Abbildung 17).

5 2020 wurde die Unternehmensgröße 0-9 Mitarbeitende nicht in der Studie berücksichtigt.

Digitalisierungsindex von KMU in NRW 2020 (Unternehmensgröße) | Abb. 17

Gesamtindex nach Regionen

Im regionalen Vergleich lassen sich keine signifikanten Unterschiede feststellen: Die mittleren Indexwerte der verschiedenen Wirtschaftsregionen bewegen sich zwischen 4,86 für die Region Ostwestfalen-Lippe und 3,96 für Metropole Ruhr (Tabelle 7).

Wirtschaftsregionen in NRW mit jeweiligem Gesamtindexwert | Abb. 22
Digitalisierungsindexwerte nach Wirtschaftsregionen in NRW Tabelle 7
Indexwerte nach Wirtschaftsregion Tabelle 8

Vergleich Index
2018, 2020, 2022

Die zweite Auflage (2018) des Digitalisierungsindex von KMU in NRW umfasste im Gegensatz zur erweiterten dritten Auflage (2020) und zur aktuellen vierten Auflage (2022) lediglich die drei Branchen Industrie, Handwerk und Industrienahe Dienstleistungen. Um die Ergebnisse besser vergleichen zu können, wurde ein Vergleichsindex erstellt. Hierbei musste Folgendes berücksichtigt werden:

Für die folgende Vergleichsbetrachtung wurden die Daten, entsprechend den oben beschriebenen Änderungen zu vorherigen Studien, gefiltert, sodass der Vergleich zur Studie 2018 auf die drei genannten Branchen beschränkt ist und die Zahl der Mitarbeitenden in den einzelnen Jahren angepasst wird.

  • Die Zuteilung der Branchen in der Studie 2018 wurde anhand von WZ-Codes vorgenommen. Einzelne WZ-Codes, die damals dem Handwerk zugeordnet wurden, werden im Index 2020 und 2022 dem Baugewerbe zugeordnet.  Damit die Werte vergleichbar sind, wurde für die Vergleichsberechnung 2020 und 2022 die Branche Baugewerbe in die Branche Handwerk inkludiert.
  • Die Indexwerte von Industrie und Industrienahen Dienstleistungen entsprechen den Werten, die 2020 und 2022 ermittelt wurden. In der Studie von 2018 wurden nur Unternehmen in einer Größe von 20-499 Mitarbeitenden berücksichtigt. Der Index 2020 umfasst jedoch Unternehmen mit 10 bis zu 499 Mitarbeitenden. Der Index 2022 schließt Betriebe ein, die 0 bis 9 Mitarbeitende beschäftigen. Es kann also nicht ausgeschlossen werden, dass es Verzerrungen aufgrund der Berücksichtigung kleinerer Unternehmen geben kann. Aufgrund der anonymisierten Befragung kann hier keine weitere Differenzierung vorgenommen werden.
  • Da es sich bei allen Befragungen um zufällig ausgewählte Unternehmen handelt, kann keine 100-prozentige Vergleichbarkeit der Ergebnisse gewährleistet werden.
Vergleich Gesamtindex 2018 / 2020 / 2022 (ab 20 Mitarbeitende in den Branchen Handwerk, Industrie, Industrienahe Dienstleistungen) | Abb. 23