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Kernerkenntnisse

Kernerkenntnisse zum aktuellen Digitalisierungsstand und zu nachhaltiger Unternehmens­transformation von KMU 2022

Die Ergebnisse der vierten Auflage des Digitalisierungsindex von KMU in NRW zeigen deutlich, dass im Vergleich zu 2020 und unter Ausschluss der 2020 nicht berücksichtigten Kleinstunternehmen eine deutliche Weiterentwicklung der Digitalisierung stattgefunden hat.

 Der Vergleichsindex stieg von 4,13 auf 5,36 und damit um 1,23 Indexpunkte. In der Aussage bewegen sich Unternehmen damit von „eher wenig“ digitalisiert auf „teilweise“ digitalisiert. 

Zieht man die Kleinstunternehmen hinzu, liegt der Index lediglich bei 4,48. Die Mehrheit der Unternehmen in Nordrhein-Westfalen ist damit „eher wenig“ digitalisiert. Die Studie 2022 umfasst Unternehmen aus insgesamt acht Branchen, deren Unternehmensgröße sich in der Spannweite von 0-499 Mitarbeitenden bewegt. Folgende Kernergebnisse können der Studie entnommen werden.

Kernerkenntnisse Digitalisierung

1

Mit einem Gesamtindex von 4,48 sind die mittelständischen Unternehmen insgesamt als „eher wenig“ digitalisiert zu bezeichnen.

2

Fast jedes vierte Unternehmen ist als „eher nicht“ digitalisiert einzustufen und erzielt einen Indexwert von weniger als 3.

3

Lediglich 1,38% (13 von 945) aller an der Befragung beteiligten Unternehmen sind als „stark“ digitalisiert zu bezeichnen.

4

Die Branche Industrienahe Dienstleistungen ist die am stärksten digitalisierte Branche (Indexwert 5,24).

5

Handwerk (3,34), Gastronomie/Hotellerie (3,83) und Sozial- und Gesundheitswesen (3,83) sind die am wenigsten digitalisierten Branchen.

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Je größer das Unternehmen, desto höher ist der Digitalisierungsstand.

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Es sind weiterhin keine signifikanten regionalen Unterschiede zu erkennen.

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Die IT-Sicherheit ist der am besten ausgebaute Digitalisierungsbereich (Indexwert: 7,04), während in der Wertschöpfung am wenigsten Digitalisierung stattfindet (Indexwert: 3,84).

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Die Unternehmen unterscheiden sich in den Branchen in allen Indikatoren signifikant

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Die Verteilung der Digitalisierungsniveaus ist in den Branchen sehr unterschiedlich.

  • 85,0% der Gastronomie-/Hotellerie-, 77,7 % der Handwerks- und 67,6 Prozent der Sozial- und Gesundheitswesen-Unternehmen sind „eher wenig“ bis „gar nicht“ digitalisiert.

  • In der Branche Industrienahe Dienstleistungen ist jedes fünfte Unternehmen „eher viel“ bis „stark“ digitalisiert.

  • Ab einer Größe von 50 Mitarbeitenden sind nur noch wenige Unternehmen „eher nicht“ digitalisiert (50-249 Mitarbeitende: 8,0%; 250-499 Mitarbeitende: 0,0 %).

  • Mehr als jedes vierte Kleinstunternehmen ist „eher nicht“ digitalisiert (27,9 %).

Hinsichtlich der einzelnen Digitalisierungsdimensionen IT-Infrastruktur, Wertschöpfung sowie Management, HR und Innovation gibt es folgende prägnante Ergebnisse:

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Die Digitalisierung zeigt sich bei den Unternehmen am ehesten in Form von IT-Infrastruktur. Mit einem Indexwert von 6,15 erreicht diese Dimension die höchsten Werte.

  • Ein besonderes Augenmerk legen Unternehmen auf das Thema IT-Sicherheit. Hier wird mit einem Wert von 7,04 insgesamt der höchste Indexwert eines Indikators erzielt.

  • Dennoch werden lediglich die bekannten Sicherheitsmaßnahmen ergriffen, Sicherheitskonzepte oder Schulungen von Mitarbeitenden sind kaum vorhanden.

  • Über ein Drittel aller Unternehmen stellt seinen Mitarbeitenden „gar nicht“ oder „eher selten“ ein mobiles Endgerät zur Verfügung. Die Voraussetzungen für mobiles Arbeiten sind damit nicht gegeben.

  • In 70,0 Prozent der Unternehmen sind Dokumente und Schriftstücke digitalisiert.

  • Ein ortsunabhängiges Arbeiten ist vielfach deswegen nicht möglich, weil bei knapp einem Drittel der Unternehmen kein Zugriff von außen auf Systeme oder Programme gewährleistet ist und Rechner nicht mit Servern verbunden sind.

  • 70,0 Prozent der Unternehmen arbeiten mit einem ERP-System oder spezialisierter Software, jedoch sind bei 30,0 Prozent der Unternehmen unterschiedliche Systeme nicht miteinander über Schnittstellen verbunden. Ein Datenaustausch und eine übergreifende Datenanalyse sind somit nicht möglich.

  • Branchen mit ehemals sehr geringer IT-Infrastruktur wie Gastronomie/Hotellerie, Handel und Handwerk holen insbesondere bei der IT-Ausstattung und -Struktur auf.

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Die Potenziale der Digitalisierung werden vor allem im Bereich der Wertschöpfung nicht genutzt.

  • Industrie 4.0-Technologien sind im Mittelstand immer noch fernab von einem standardisierten Einsatz. Der Indexwert liegt hier bei 1,53. Allerdings sind Steigerungen im Einsatz zu erkennen.

  • Ein Drittel der Unternehmen nutzt mittlerweile Cloudlösungen.

  • Technologien wie Virtual Reality und Künstliche Intelligenz halten Einzug in Unternehmen. Jedes zehnte Unternehmen setzt diese Technologien schon „eher viel“ bis „sehr viel“ ein.

  • Einkauf und interne Logistik (5,39) sowie Marketing & Vertrieb (4,96) sind die Indikatoren mit dem höchsten Digitalisierungsgrad in der Wertschöpfung.

  • Der Handel zeigt sich stark in der Erstellung einer ganzheitlichen Kundenhistorie. 60,0 Prozent der Unternehmen nutzen diese intensiv.

  • Elektronische Rechnungsverwaltung oder Zahlungsabwicklung sind noch nicht überall Standard. 13,0 Prozent der Unternehmen bieten keine elektronischen Zahlungsmöglichkeiten an.

  • Digitale Frühwarnsysteme werden von 47,5 Prozent der Unternehmen nicht eingesetzt.

  • Ein Drittel der Unternehmen nutzt keine digitale Unterstützung in der Fertigung oder Leistungserstellung.

  • Eine Unterstützung der Produktion oder Leistungserstellung durch digitale Technologien erfolgt kaum. In dieser Kategorie wird ein Indexwert von nur 3,68 erzielt.

  • Jedes achte Unternehmen (13,2 %) hat auch heute noch keine aktuelle Homepage.

  • 62,8 Prozent aller Unternehmen haben zudem keinerlei Vertriebsplattform.

  • Die Digitalisierung in Produkten und Leistungen spielt für die Hälfte aller Unternehmen keine Rolle.

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Die Themen Agilität, Arbeit 4.0 oder auch Strategien für die digitale Transformation finden im Mittelstand bisher keine Berücksichtigung.

  • Knapp die Hälfte aller Unternehmen passt ihre Unternehmensstrategie nicht an die Herausforderungen der Digitalisierung an. Die Frage nach den Hinderungsgründen für den Ausbau der Digitalisierung zeigt, dass 281 der befragten Unternehmen die Digitalisierung als nicht relevant für ihre Produkte oder Dienstleistungen sehen und den hohen Kosten aus Sicht der Unternehmen zu wenig Nutzen gegenübersteht.

  • In einem Viertel der Unternehmen existiert kein qualifiziertes Personal für die Digitalisierung.

  • Eine Qualifizierung von Mitarbeitenden erfolgt bei der Hälfte der Unternehmen „eher nicht“.

  • Ebenso werden kaum zeitliche, personelle und finanzielle Ressourcen für Digitalisierungsprojekte zur Verfügung gestellt.

  • Agilitätstechniken werden von zwei Dritteln der Unternehmen (66,3 %) nicht genutzt.

  • Mobiles Arbeiten wird in den Unternehmen sehr unterschiedlich gehandhabt. Bei einem Drittel der Unternehmen ist das „gar nicht“ möglich. Bei einem weiteren Drittel „eher viel“ bis „umfassend“.

 

Kernerkenntnisse Nachhaltige Unter­nehmens­transformation

Hinsichtlich der nachhaltigen Unternehmenstransformation lassen sich folgende Erkenntnisse zusammenfassen:

1

Insgesamt weisen KMU in NRW, gewichtet nach Anzahl der Unternehmen in jeder Branche, einen Gesamtindex Nachhaltige Unternehmenstransformation von 4,93 auf. Dies entspricht der Aussage „teilweise“ nachhaltig transformiert.

2

Die Ökologische Nachhaltigkeit (4,18) ist die am wenigsten ausgeprägte Dimension in den befragten Unternehmen beim Thema nachhaltige Unternehmenstransformation.

  • Mehr als ein Viertel aller befragten Unternehmen achtet „gar nicht“ darauf, dass seine Lieferketten einen möglichst geringen ökologischen Fußabdruck aufweisen.

  • Größere Unternehmen scheinen sich intensiver mit Zukunftsthemen auseinanderzusetzen und sich mit nachhaltigen Produkten und Leistungen zu beschäftigen.

  • Dort, wo eine hohe Auseinandersetzung mit Möglichkeiten der Verringerung von CO₁-Emissionen besteht, werden auch konkreteMaßnahmen ergriffen.

3

Die Soziale Nachhaltigkeit (6,14) ist die am stärksten ausgeprägte Dimension beim Thema nachhaltige Unternehmenstransformation.

  • Knapp über 90,0 Prozent aller befragten Unternehmen geben an, dass sie „eher viel“ bis „sehr viel“ auf einen fairen Umgang mit ihren Mitarbeitenden achten. Das Sozial- und Gesundheitswesen kommt auf den höchsten Wert (95,6 %).

  • Ein Fünftel aller befragten Unternehmen achtet noch nicht auf Soziale Nachhaltigkeit in seinen gesamten Lieferketten und verpflichtet dementsprechend auch noch keinen seiner Lieferanten zu einem fairen Umgang mit Menschen

  • Das Thema Diversity ist derzeit noch eher ein Thema in größeren mittelständischen Unternehmen.

  • Mehr als die Hälfte der Unternehmen engagiert sich zumindest „teilweise“ im Sinne von Corporate Social Responsibility, während das Thema Corporate Digital Responsibility lediglich in größeren mittelständischen Unternehmen Beachtung findet.

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Die Ökonomische Nachhaltigkeit (4,49) beschäftigt sich mit den nachhaltigen Effekten wirtschaftlichen Handelns.

  • Bei fast jedem fünften Unternehmen gibt es gar keine“ klare Nachhaltigkeitsstrategie, die formuliert und verfolgt wird. Lediglich die Branche Energie/Wasser/Abwasser/ Entsorgung orientiert sich „eher“ an einer Strategie zum Thema Nachhaltigkeit.

  • Zwei Drittel aller Unternehmen haben „gar keine“ bis „eher wenig“ Governance-Prozesse zur Verhinderung des Versuchs von Korruption und Bestechung.

  • Die Werte nachhaltigen Handelns sind in den meisten Unternehmen transparent und deren Einhaltung wird von der Mehrheit der Unternehmen auch kontrolliert.