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Ziele
Grundlagen
Methodik

Ziele

Die von der FHM durchgeführte Studie zum Digitalisierungsstand von KMU hatte folgende Ziele:

1. Ermittlung

Ermittlung des aktuellen Digitalisierungsstands bei kleinen und mittleren Unternehmen in den Branchen

  • Baugewerbe
  • Energie/Wasser/Abwasser/Entsorgung
  • Gastronomie/Hotellerie
  • Handel
  • Handwerk
  • Industrie
  • Industrienahe Dienstleistungen
  • Sozial- und Gesundheitswesen

2. Überführung

Überführung der Ergebnisse in einen Digitalisierungsindex (auf einer Skala von 0 bis 10), welcher ein zweijährig stattfindendes Monitoring ermöglicht. Auf diese Weise können bei längerfristiger Evaluation Rückschlüsse auf Entwicklungspotenziale bestimmter Branchen sowie zur Plausibilität und Kohärenz der Selbsteinschätzungen der teilnehmenden Unternehmen abgeleitet werden.

Da auch die EU-Taxonomie im Zuge des Green Deals zunehmend Auswirkungen auf mittelständische Unternehmen haben wird, wird die aktuelle Auflage des Digitalisierungsindex von KMU in NRW um das Thema „Nachhaltige Unternehmenstransformation“ ergänzt.

Zu den Kernerkenntnissen

Grundlagen der Untersuchung 2022

NRW im Blickpunkt

Nordrhein-Westfalen ist das wirtschaftsstärkste Bundesland in Deutschland mit einer Wirtschaftsleistung von 733 Milliarden Euro1 im Jahr 2021. Dieser Anteil stellt ein Fünftel der gesamten deutschen Wirtschaftsleistung dar.

In NRW gibt es ca. 730.600 kleine und mittlere Unternehmen, die 99,3 Prozent aller Unternehmen in NRW ausmachen. Die KMU erwirtschaften mit 530,12 Milliarden Euro ca. 33,4 Prozent des gesamten Umsatzes aller steuerpflichtigen Firmen in NRW. Das Handwerk ist unter allen Branchen der größte Arbeitgeber im Land.2 Das Land Nordrhein-Westfalen lässt sich in insgesamt neun Wirtschaftsregionen aufteilen (Abbildung 1): Düsseldorf, die Metropole Ruhr, die Region Niederrhein, das Bergische Städtedreieck, die Region Köln / Bonn, die Region Aachen, das Münsterland, die Region Südwestfalen sowie die Region Ostwestfalen-Lippe.

1  Vgl. Ministerium für Wiritschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie (2020a): Wirtschaft.NRW: https://www.wirtschaft.nrw/wirtschaft-nrw.
2  Vgl. Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie (2020b): Daten und Fakten zum Mittelstand in NRW: https://www.wirtschaft.nrw/daten-und-fakten-zum-mittelstand-nrw.

Die Wirtschaftsregionen des Landes NRW  | Abb. 1

Zielgruppe

Zielgruppe der Untersuchung waren kleine und mittlere Unternehmen in NRW, die sogenannten KMU. Die Einordnung der Unternehmen in die Gruppe der KMU ist in Anlehnung an die Definition3 des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) erfolgt (Tabelle 1).

In dieser Studie wurden wie schon in der dritten Auflage die Branchen Baugewerbe, Energie/ Wasser/Abwasser/Entsorgung, Gastronomie/Hotellerie, Handel, Handwerk, Industrie, Industrienahe Dienstleistungen sowie das Sozial- und Gesundheitswesen berücksichtigt. Aufgrund der hohen Anzahl mittelständischer Unternehmen liegt der Fokus auf Betrieben zwischen 0 und 499 Mitarbeitenden. Die Bezeichnung der Unternehmen nach ihren Größen ist in der Studie wie folgt gewählt:

  • 0-9 Mitarbeitende: Kleinstunternehmen
  • 10-49 Mitarbeitende: Kleinunternehmen
  • 50-249 Mitarbeitende: mittelgroße mittelständische Unternehmen
  • 250-499 Mitarbeitende: größere mittelständische Unternehmen

3  Vgl. IfM (2016): KMU-Definition des IfM Bonn: https://www.ifm-bonn.org/definitionen-/kmu-definition-des-ifm-bonn.

Definition KMU (IfM 2016) | Tab. 1

Definition Digitalisierung

Der Begriff Digitalisierung wird heutzutage in unterschiedlichen Reichweiten und Kontexten verwendet. Das Verständnis reicht von der Umwandlung analoger Daten in digitale Daten bis hin zur Veränderung von Geschäftsmodellen. Im Rahmen dieser Untersuchung wird der Begriff folgendermaßen definiert:

 

Unter Digitalisierung werden der raum- und zeitunabhängige Zugang zu Daten und Informationen und deren Verarbeitung über IuK-Technologien entlang der gesamten primären und sekundären Wertschöpfungskette und in der Vernetzung mit Lieferanten und Kunden verstanden sowie die Transformation von klassischen in virtuelle Geschäftsmodelle.

 

Methodik der Untersuchung

Grundgesamtheit und Stichprobe

Die Grundgesamtheit der zu befragenden Unternehmen in NRW wurde auf Basis von Daten des statistischen Landesamtes IT-NRW ermittelt. Insgesamt ist von einer Grundgesamtheit von 644.705 Unternehmen in den Branchen Industrie (produzierendes Gewerbe), Energie/ Wasser/Abwasser/ Entsorgung, Baugewerbe, Handel, Industrienahe Dienstleistungen, Handwerk, Gastronomie/Hotellerie sowie Sozial- und Gesundheitswesen bei Unternehmen zwischen 0 und 499 Mitarbeitenden in NRW auszugehen.4 Die Studie berücksichtigt damit Unternehmen, die den WZ-Codes C-Q entsprechen. Da bei den Studien „Digitalisierungsindex von KMU in NRW 2017“ und „Digitalisierungsindex von KMU in NRW 2018“ zunächst die Branchen Handwerk, Industrie und Industrienahe Dienstleistungen im Mittelpunkt standen, werden diese auch in der hier vorliegenden Studie weiter in vergleichbarer Form adressiert.

Die Datenerhebung erfolgt über den Anbieter beDirect5, der auf Informationen der Markus Datenbank6 zurückgreift. Für die Befragung wurden 30.000 zufällig ausgewählte Unternehmen befragt. Im Rahmen der Zufallsauswahl wurde auf ein Quotenverfahren zurückgegriffen. Hierfür wurde die Verteilung der Grundgesamtheit an mittelständischen Unternehmen in den oben benannten Branchen und nach den Größenklassen „0-9“, „10-49“, „50-249“ und „250- 499“ Mitarbeitende zugrunde gelegt und eine entsprechende Zufallsauswahl vorgenommen.

4  Vgl. Landesdatenbank NRW, Code 52111-16iz.
https://www.bedirect-online.de.
https://www.bvdinfo.com/de-de/unsere-losungen/daten/nach-landern/markus-gewerberegister.

Konzeption der Befragung

Als Befragungsmethode wurde eine personalisierte Online-Befragung gewählt, die eine hohe Anzahl von zu befragenden Untersuchungseinheiten gewährleistet. Angeschrieben wurden die Geschäftsführer der Unternehmen. Die Kontaktaufnahme erfolgte jedoch über eine allgemeine, nicht personalisierte E-Mail-Adresse. Für die Auswertung wurden die Daten bereits während der Erhebung anonymisiert, sodass auch die Auswertung anonymisiert stattfindet.

Zum Zweck einer effizienten Evaluation wurde ein standardisierter, vollstrukturierter Online- Fragebogen konzipiert, welcher eine formale Filterführung je nach Antwort zuließ. Für die Datenerhebung wurde die Plattform 2ask7 genutzt. Der Fragebogen baut auf der Struktur aus dem Jahre 2020 auf. Lediglich einzelne Fragen, wurden in ihrem Wortlaut leicht verändert. Die Fragen wurden so gestellt, dass sie unabhängig von der Branche beantwortet werden konnten. Die Praktikabilität dieses Vorgehens wurde bereits 2020 im Rahmen von Pretests mit jeweils zwei Unternehmen aus jeder Branche getestet und hat sich in der Studie 2020 als sinnvoll erwiesen, sodass dieses Vorgehen auch 2022 beibehalten wurde.

Um das bedeutungsvolle Thema „Nachhaltige Unternehmenstransformation“ berücksichtigen zu können und Teilnehmende der Befragung nicht durch eine zu hohe Zahl von Fragen zu überfordern, wurden Fragen zur allgemeinen Selbst­einschätzung des eigenen Digitalisierungsstands im Vergleich zu Mitbewerberinnen und Mitbewerbern aus dem Fragebogen gestrichen. Beibehalten wurden jedoch die Selbsteinschätzungsfragen zu Beginn einer jeden Digitalisierungsdimension (IT-Infrastruktur, Wertschöpfung und Management, HR und Innovation). Ergänzt wurden Fragen zum Thema „Nachhaltige Unternehmenstransformation“. Ferner beibehalten wurden Fragen nach Hinderungsgründen und Investitionsabsichten der Unternehmen als Kontexterweiterung des Gesamtbildes zum Digitalisierungsstand von KMU in NRW. Diese wurden jedoch um die Frage nach Hinderungsgründen und Investitionsabsichten in Bezug auf eine nachhaltige Unternehmenstransformation erweitert. Alle Selbsteinschätzungsfragen, Fragen zur nachhaltigen Unternehmenstransformation sowie zu den Hinderungsgründen und Investitionsabsichten gingen nicht in die Indexberechnung ein. Zu den einzelnen Dimensionen und Indikatoren wurden Fragen und Aussagen formuliert, die auf Basis einer Fünfer-Ordinal-Skala mit den Aussagen „trifft gar nicht zu“‚ „trifft eher nicht zu“, „trifft teilweise zu“, „trifft eher zu“, „trifft voll und ganz zu“ bewertet wurden. Alle Inhalte, die für den Index relevant sind, wurden als geschlossene Aussagen formuliert.

http://www.2ask.de

Befragungsdesign
und Aufbau des Fragebogens

Der Fragebogen war in insgesamt sechs Teile untergliedert:

Im ersten Teil wurden den Unternehmen allgemeine Fragen zur Organisation sowie zur Funktion der beantwortenden Person gestellt. Die Teile II-IV bildeten den thematischen Kern der Evaluation. Hier wurden die Digitalisierungsmerkmale abgefragt, aus denen sich der Digitalisierungsindex ableitet. Die einzelnen Merkmale wurden innerhalb der übergeordneten Dimensionen

  1. IT-Infrastruktur,
  2. Wertschöpfung und
  3. Management, HR und Innovation

erhoben. Innerhalb dieser Dimensionen wurden unterschiedliche Indikatoren gebildet (Tabelle 1).

Zu jedem dieser Indikatoren wurden Deskriptoren ermittelt, die die Grundlage für die einzelnen Fragen und Aussagen bilden. Im fünften Teil des Fragebogens wurden allgemeine Fragen zur nachhaltigen Unternehmenstransformation gestellt. Diese wurden in die Blöcke Ökologische Nachhaltigkeit, Soziale Nachhaltigkeit und Ökonomische Nachhaltigkeit unterteilt. Der sechste Teil des Fragebogens umfasste grundlegende Aspekte der Digitalisierung und Nachhaltigkeit und beinhaltete Fragen zu Hinderungsgründen und Investitionsabsichten in beiden Themenfeldern.

Dimensionen und Indikatoren des Digitalisierungsindex 2022 | Tab. 2

Repräsentativität
der Untersuchung

Die Untersuchung basiert auf einer Grundgesamtheit von 644.705 Unternehmen und einer effektiven Stichprobengröße von 945 Teilnehmenden der Befragung. Unter Annahme eines Stichprobenfehlers von fünf Prozent und eines Konfidenzintervalls von 95 Prozent beträgt die notwendige Stichprobe 384 teilnehmende Unternehmen, bei einem Konfidenzintervall von 99 Prozent 663 Teilnehmende. Mit 945 Antworten kann demnach die vorliegende Untersuchung als insgesamt repräsentativ angesehen werden. Die Repräsentativität wurde zusätzlich durch ein Quotenverfahren sichergestellt, auf welchem basierend die Stichprobe von 30.000 Unternehmen erfolgte.

Die Quote spiegelt die Verteilung der Unternehmen nach Größe und Branche in der Grundgesamtheit wider und wurde entsprechend in der Stichprobe abgebildet.

Die effektive Stichprobe weist nur marginale Abweichungen in der Verteilung nach Branchen, Größen und Regionen im Vergleich zur Stichprobe auf, sodass die Repräsentativität hier noch einmal gestützt wird. So entspricht bei den Branchen Energie/Wasser/Abwasser/ Entsorgung, Industrienahe Dienstleistungen und Sozial- und Gesundheitswesen die Verteilung der effektiven Stichprobe fast vollständig der der Stichprobe. Hier sind lediglich Abweichungen von 0,5 Prozent, -1,3 Prozent und 1,1 Prozent im Vergleich von Stichprobe zu effektiver Stichprobe zu verzeichnen. Die Branchen Industrie, Handel und Gastronomie/Hotellerie weisen Abweichungen zwischen 3,2 und 4,5 Prozent auf und liegen damit ebenfalls noch innerhalb des Akzeptanzbereichs von +/- 10 Prozent. Lediglich die Branchen Baugewerbe und Handwerk liegen außerhalb dieses Bereichs. Während das Baugewerbe um 10,7 Prozent im Vergleich zur Stichprobe unterrepräsentiert ist, ist das Handwerk mit 22,9 Prozent überrepräsentiert. Wie bereits oben erwähnt, sind beide Branchen nicht trennscharf. Es kann daher sein, dass sich Unternehmen des Baugewerbes dem Handwerk zugeordnet haben.