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Nachhaltige Unternehmens­transformation

Digitalisierung ist kein „nice-to-have“. Sie ist die Antwort darauf, wie Unternehmen es schaffen, in der heutigen VUCA3-Welt erfolgreich handeln zu können. Zudem ist sie wesentlich, um künftig auch das Thema der nachhaltigen Unternehmenstransformation bewältigen zu können. Nachhaltigkeit gehört zu einem der wesentlichen Megatrends, die Unternehmen auch in Zukunft beeinflussen werden. Megatrends zeigen sich als mehrere Jahrzehnte überdauernd, sind in allen gesellschaftlichen Bereichen relevant und umfassen globale Phänomene, die einer hohen Komplexität unterliegen. Der Megatrend Neo-Ökologie ist einer dieser Trends und beschreibt ein neues Werte-Set, welches zu einer fundamentalen Neuausrichtung des gesamten Wirtschaftssystems führt.1 Der beschlossene Green Deal innerhalb der EU und die Aufstellung der „EU Taxonomy for Sustainable Activities“ fordern von Unternehmen einen konsequenten Beitrag zu einem der dort genannten Umweltziele. Diese zielen auf die Reduktion von CO₂-Emissionen, Müllvermeidung, die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien und den Erhalt von Biodiversität ab. In der Taxonomie sind darüber hinaus ebenso Mindeststandards für die Einhaltung von Arbeits- und Menschenrechten entlang der gesamten Lieferkette enthalten.2

Um auskunftsfähig zu sein, müssen Unternehmen ihr Handeln transparent gestalten. Die Digitalisierung kann einen wesentlichen Beitrag zur transparenten Nachverfolgbarkeit bieten, aber gleichzeitig auch durch smarte Energiesysteme helfen, Umweltbelastungen durch z. B. Energieverschwendung und zu hohe CO₂-Emissionen zu vermeiden.

Die diesjährige Auflage des Digitalisierungsindex von KMU in NRW greift deshalb als zusätzliches Sonderthema die nachhaltige Unternehmenstransformation auf. Angelehnt an die ESG-Kriterien und die Anforderungen, die sich aus dem Green Deal für Unternehmen ergeben, wird erhoben, wie der derzeitige Status quo mittelständischer Unternehmen in NRW in Bezug auf die Umsetzung ökologischer, sozialer und ökonomischer Nachhaltigkeitsmaßnahmen ist.

1  ZukunftsInstitut (2022).
2  EU taxonomy for sustainable acitivities: https://ec.europa.eu/info/business-economy-euro/banking-andfinance/sustainable-finance/eu-taxonomy-sustainable-activities_en.

 

Gesamtindex

Nicht nur die aktuellen Krisen wie z. B. die drohende Energie-Knappheit, ausgelöst durch den Angriffskrieg auf die Ukraine, sondern auch der beschlossene Green Deal innerhalb der EU und die daraus resultierende „EU Taxonomy for Sustainable Activities“ stellen Unternehmen vor die Herausforderung, sich nachhaltig zu transformieren. Nach den ESG-Kriterien3 umfasst eine nachhaltige Unternehmenstransformation neben der ökologischen Perspektive ebenso eine soziale und ökonomische. Die folgenden Auswertungen zeigen, inwieweit KMU in NRW diese nachhaltige Transformation bereits umsetzen. Die nachhaltige Unternehmenstransformation wird im Folgenden anhand der Dimensionen Ökologische Nachhaltigkeit, Soziale Nachhaltigkeit und Ökonomische Nachhaltigkeit aufgezeigt.

3  Das Akronym ESG steht für Environment (Umwelt), Social (Gesellschaft) und Governance (Unternehmensführung) und wird im Zusammenhang mit dem Begriff „sustainable finance“ verwendet (vgl. European Commission 2022).

Gesamtdarstellung Index Nachhaltige Unternehmenstransformation | Abb. 53

Gesamtindex nach Branchen

Insgesamt weisen KMU in NRW, gewichtet nach Anzahl der Unternehmen in jeder Branche, einen Gesamtindex „Nachhaltige Unternehmenstransformation“ von 4,93 auf. Die Unternehmen befinden sich damit an der Grenze zu „teilweise“ nachhaltig transformiert. Besonders stark sind die Unternehmen bereits jetzt im Bereich der sozialen Nachhaltigkeit aufgestellt. Hier wird ein Gesamtindexwert von 6,14 erzielt und damit ist die Aussage „teilweise nachhaltig transformiert“ möglich. Die Ökologische Nachhaltigkeit bildet derzeit mit einem Gesamtindexwert von 4,17 noch die schwächste Dimension, gefolgt von der ökonomischen Nachhaltigkeit mit einem Wert von 4,49. Die befragten Unternehmen sind in diesen Dimensionen „eher wenig“ nachhaltig transformiert.

Die Betrachtung der Branchenauswertung (Tabelle 9) zeigt, dass der Fokus in allen Branchen auf der sozialen Nachhaltigkeit liegt. Lediglich in der Branche Energie/Wasser/Abwasser/ Entsorgung liegen alle drei Dimensionen dicht beieinander. Lässt man die Branche Baugewerbe einmal außen vor, deren sechs Unternehmen einen Gesamtindexwert der nachhaltigen Unternehmenstransformation von 6,40 aufweisen, liegen die Branchen Energie/Wasser/Abwasser/ Entsorgung, Industrie, Handel und Industrienahe Dienstleistungen mit Indexwerten von 5,68, 5,25, 5,18 und 5,01 allesamt über dem Indexwert von fünf.

Sie weisen damit eine „teilweise“ vorhandene Soziale Nachhaltigkeit auf. Alle anderen Branchen weisen Indexwerte knapp unter fünf im Bereich von 4,67 bis 4,70 auf und sind somit noch „eher wenig“ nachhaltig transformiert. In der Dimension der sozialen Nachhaltigkeit stechen vor allem die Branchen Sozial- und Gesundheitswesen (Indexwert: 6,35), Industrienahe Dienstleistungen und Handel (beide Indexwert 6,34) hervor. Keine der anderen Branchen liegt hier jedoch unter dem Wert fünf. Hinsichtlich der Dimension Ökologische Nachhaltigkeit sind vor allem Unternehmen der Branche Energie/Wasser/Abwasser/Entsorgung am weitesten nachhaltig transformiert. Sie weisen mit einem Indexwert von 5,61 einen deutlichen Abstand zu den anderen Branchen auf, die allesamt Werte unter fünf haben (4,18 bis 4,86). Die geringsten Werte im Bereich der Dimension der ökologischen Nachhaltigkeit weisen Unternehmen der Branche Sozial- und Gesundheitswesen auf. Sie erzielen lediglich einen Wert von 3,44.

Eine „teilweise“ vorhandene Ökonomische Nachhaltigkeit weisen die Branchen Energie/ Wasser/Abwasser/Entsorgung (5,79) und Industrie (5,25) auf. Alle anderen Branchen liegen auch unter der Indexwertmitte von fünf. Sie sind demnach „eher wenig“ nachhaltig transformiert.

Gesamtdarstellung Index Nachhaltige Unternehmenstransformation nach Branchen | Abb. 54
Indexwerte Nachhaltige Unternehmenstransformation nach Branche | Tab. 9

Gesamtindex nach
Betriebsgröße

Hinsichtlich der Umsetzung einer nachhaltigen Unternehmenstransformation sind klare Unterschiede je nach Größe des Unternehmens zu erkennen. Wie Abbildung 55 zeigt, nehmen mit der Größe eines Unternehmens auch die Aktivitäten in Bezug auf eine nachhaltige Unternehmenstransformation zu.

Während mittelgroße und größere mittelständische Unternehmen auf Werte von über sechs kommen und damit bereits deutlich „teilweise“ nachhaltig transformiert sind, kommen Kleinunternehmen gerade einmal auf einen Wert von 5,12 und Kleinstunternehmen auf 4,78. Kleinstunternehmen sind demnach derzeit noch „eher wenig“ nachhaltig transformiert. (vgl. Tabelle 10).
 

Indexwerte Nachhaltige Unternehmenstransformation nach Größe | Tab. 10
Gesamtdarstellung Index Nachhaltige Unternehmenstransformation nach Größe | Abb. 55